Management im Gesundheitswesen

EuroDRG - Diagnosis-Related Groups in Europe: towards Efficiency and Quality

Hintergrund

Wie gut Gesundheitssysteme funktionieren, hängt wesentlich von ihren Vergütungsmechanismen ab. Die Anforderungen an diese Mechanismen sind hoch, denn sie sollen nicht nur die Akteure im Gesundheitswesen dazu motivieren, effizient zu handeln, sondern auch die Ressourcen zwischen den Leistungserbringern fair verteilen. Außerdem sollen sie leicht umzusetzen sein und möglichst wenig Verwaltungsaufwand verursachen. Fallpauschalen, oder auch Diagnosis-Related Groups (DRGs), haben sich deshalb in Europa als Vergütungsmechanismen im stationären Sektor etabliert.Die Erfahrungen der letzten Jahre mit unterschiedlichen europäischen Modellen zeigen, dass DRG-Systeme technische und politische Herausforderungen mit sich bringen: Welche Methodik werden genutzt, um Behandlungskosten adequat abzubilden? Wie müssen Vergütungen bemessen werden, um eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten und Kosten zu kontrollieren? Über solche und ähnliche Fragen wird zwischen Ärzten, Krankenkassen und Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit immer wieder debattiert. Auch mit Blick auf die Europäische Union: Innerhalb des sechsten EU-Forschungsrahmenprogramms zeigte das HealthBASKET-Projekt wie heterogen die DRG-Systeme in Europa sind. HealthBASKET belegte außerdem, dass strukturell bedingte Krankenhauskosten einen größeren Einfluss auf die Gesamtkosten haben können als verschiedene Arten der Behandlung. Vor diesem Hintergrund scheinen aktuelle Entwicklungen in vielen europäischen DRG-Systemen problematisch: der Fokus auf eine präzise medizinische Klassifizierung lässt oft die strukturellen Variablen bei der Berechnung von Fallpauschalen außen vor.

Das Projekt

Eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre ist die Europäisierung des Gesundheitsmarktes. Durch die steigende Patientenmobilität geraten die einzelnen, untereinander oft inkompatiblen DRG-Systeme unter Druck. Jede Weiterentwicklung von DRG-Systemen sollte deshalb künftig mit Blick auf Europa stattfinden. Die Frage nach den Voraussetzungen eines möglichen gesamteuropäischen DRG-Systems ist deshalb so aktuell wie nie. Das EuroDRG-Projekt setzt sich mit genau diesen Herausforderungen auseinander. Insgesamt werden DRG-Systeme aus zehn verschiedenen Gesundheitssystemen dafür analysiert: Deutschland, England, Estland, Finnland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden und Spanien. Der erste Teil des Projektes beschäftigt sich mit den Determinanten von Krankenhauskosten und Fallpauschalen im stationären Sektor. Im Mittelpunkt steht zunächst die Suche nach geeigneten Faktoren um Fallpauschalen angemessen zu kalkulieren. Außerdem soll auf europäischer Ebene die Leistungserbringung in Krankenhäusern verglichen werden. Ein weiterer Punkt ist die Identifikation von Faktoren, die dabei helfen die Beziehung zwischen den Kosten und der Qualität einer Behandlung in Krankenhäusern zu berücksichtigen. Im zweiten Teil des Projektes steht ein Krankenhaus-Benchmarking im Vordergrund. Damit soll erstmalig ein europaweiter Vergleich methodisch entworfen und umgesetzt werden. Die Ergebnisse der Analyse sollen Denkanstöße liefern - auch für Überlegungen, wie langfristig ein gesamteuropäisches "EuroDRG"-System gestaltet werden könnte.