Der Hausarzt als Lotse - die bessere Versorgung ist nirgendwo belegt

BERLIN (fst). Hausärzte als "Türsteher" und Lotsen, zu denen die Patienten stets zuerst kommen: Das senkt Kosten und erhöht die Behandlungsqualität. Für diese Annahmen gibt es keine Studien, die dies klar belegen.

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Der "Lotse" Hausarzt verbessert offenbar nicht die Behandlungsqualität.

Der "Lotse" Hausarzt verbessert offenbar nicht die Behandlungsqualität.

© Foto: Klaro

Das geht aus einer Erhebung hervor, die eine Arbeitsgruppe um den Gesundheitsökonomen Professor Reinhard Busse für den Sachverständigenrat erstellt hat. Dabei wurden die weltweit verfügbaren Studien zu Gatekeeper-Modellen ausgewertet. In Deutschland gibt es bisher kein flächendeckendes Gatekeeping, angestrebt wird dies durch die hausarztzentrierte Versorgung.

Das Ergebnis der 24 ausgewerteten Studien - 70 Prozent davon aus den USA - ist enttäuschend: So konnten die Forscher keine Unterschiede bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zwischen Patienten mit freiem Zugang zu Fachärzten und in Gatekeeper-Modellen ausmachen. Ebenfalls unklar bleibt, ob Gatekeeping Patienten zufriedener macht -  die Studienlage ist widersprüchlich.

Gleiches gilt für eines der zentralen Ziele von Gatekeeping-Modellen: Weniger Krankenhausaufenthalte wären ein Beleg dafür, dass die ambulante primärärztliche Versorgung gut funktioniert, so dass es beispielsweise bei chronisch kranken Patienten nicht zu akuten Komplikationen kommt. Doch auch hier sind die Ergebnisse uneinheitlich. Nur bei den Gesundheitsausgaben pro Kopf ist die Studienlage -  weitgehend - eindeutig: Bei Gatekeeping-Modellen sinken die Ausgaben für die ambulante Facharztversorgung. Ob die hausarztzentrierte Versorgung die Versorgung hierzulande besser und effizienter machen wird, ist ungewiss. Eine Blaupause aus dem Ausland gibt es nicht.

Hier geht‘s zum PDF des Gutachtens

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