Zu Unrecht am Pranger?
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Unter Beobachtung: Wie gut sind die Kliniken in Deutschland? Bild: Andreas Pein
Es herrscht Aufruhr in der deutschen Kliniklandschaft. In 73 Krankenhäusern wurden Mängel festgestellt. Kein Grund für Pauschalurteile, sagen diese.
Diese Nachricht dürfte viele Patienten verunsichert haben: 73 Krankenhäuser in Deutschland liefern in der Geburtshilfe, der Gynäkologie oder bei Brustkrebsoperationen „unzureichende Qualität“, hat das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen ermittelt. Elf eigens entwickelte Qualitätsindikatoren liegen der Bewertung zugrunde – in mindestens einer Kategorie lautete das Urteil jeweils: durchgefallen. Doch jetzt wehren sich die betroffenen Häuser. Wegen einzelner statistischer Auffälligkeiten könne nicht pauschal von schlechter Qualität die Rede sein. Zum Teil gebe es für ihr Handeln zudem medizinische Argumente, die seien jedoch nicht berücksichtigt worden.
Es herrscht Aufruhr in der deutschen Kliniklandschaft, und dafür gibt es gute Gründe. Zum einen steht die Reputation der Krankenhäuser auf dem Spiel: Patienten können sich auf der Internetseite des Gemeinsamen Bundesausschusses – dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen – nun selbst ein Bild davon machen, ob sie in dem nächstgelegenen Krankenhaus gut aufgehoben sind. Zum anderen geht es um viel Geld. Das vor zwei Jahren beschlossene Krankenhausstrukturgesetz sieht vor, dass die Qualität der Behandlung Einfluss auf die Höhe der finanziellen Mittel haben soll, die die Kliniken von den Bundesländern erhalten. Treten wiederholt Mängel auf, sollen Krankenhäuser oder einzelne Abteilungen sogar geschlossen werden können. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft, Interessenvertreterin der rund 2000 Kliniken in Deutschland, verwies Anfang der Woche daher umgehend darauf, dass bei 36 der 73 betroffenen Kliniken die Behandlung von jeweils nur einem einzelnen Patienten dafür verantwortlich sei, dass man in der Statistik auffällig wurde.
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