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Ärztin bei „Hart aber fair“: Drastisches Urteil über deutsche Krankenhäuser

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Bei „Hart aber fair“ diskutieren die Gäste über die Situation der deutschen Krankenhäuser.
Bei „Hart aber fair“ diskutieren die Gäste über die Situation der deutschen Krankenhäuser. © Screenshot ARD

Haben wir in Deutschland zu viele Krankenhäuser? Diese Frage stellt Frank Plasberg bei „Hart aber fair“ in der ARD. Eine in Dänemark praktizierende Ärztin hat eine klare Antwort.

Köln - Krankenhäuser sind ein durchaus emotionales Thema, das wurde auch bei der aktuellen Folge der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ wieder deutlich. Die Frage der Sendung vom 18. November: „Haben wir zu viele Krankenhäuser?“ 

Keiner möchte sie brauchen - aber wenn wir es doch tun, sollte die Versorgung in Kliniken so schnell und reibungslos wie nur möglich geschehen. Dennoch wird immer wieder die Forderung laut, die Zahl der Krankenhäuser zu reduzieren. Ganze 50 Prozent seien laut Experten obsolet, stattdessen sollte sich das geballte Know-how auf weniger Behandlungsstätten konzentrieren. 

„Hart aber fair“ in der ARD: Deutsche Ärztin würde sich eher in Dänemark behandeln lassen

Ein Beispiel für solch einen Kahlschlag ist unser Nachbar Dänemark. Dort wurden die Krankenhäuser von 98 auf 32 im ganzen Land reduziert. Für die in „Hart aber fair“ geladene Ärztin Katja Kilb Jacobsen ist das aber ganz und gar kein Nachteil: „Ich würde als Patientin lieber in Dänemark behandelt werden als in Deutschland“, erklärt sie in der ARD-Talkshow. 

Zwar sind die Entfernungen in Dänemark mitunter extrem groß, dafür seien die noch bestehenden Krankenhäuser besser auf den Ernstfall vorbereitet - und die Dänen würden ein „Bewusstsein für Qualität“ haben. Auch die Arbeitsbedingungen generell sollen in Dänemark laut Jacobsen besser sein, sowohl für Ärzte selbst, als auch für anderes Krankenhauspersonal.

Gesundheitsmanager plädiert bei „Hart aber fair“ (ARD) für Schließung von Kliniken

Das spiegelt auch die Meinung von Gesundheitsmanager Reinhard Busse wider. Er steht bei „Hart aber fair“ in der ARD dafür ein, dass jede zweite Klinik in Deutschland ihre Türen schließen sollte. Der Grund: „Bei schwierigen OPs versterben in großen Krankenhäusern nur halb so viele Menschen, wie in Kliniken, die selten operieren.“ Eine wirkliche Lösung, wie die vielen Patienten aber auf weniger Krankenhäuser verteilt werden sollen, liefert Busse derweil nicht. Für den Gesundheitsmanager sind die Worte der mittlerweile in Dänemark lebenden Ärztin eine Bestätigung - doch die Stimmen der Kritiker können einige Argumente für den Erhalt von Krankenhäusern vorbringen.

Was ist mit der ländlichen Grundversorgung? „Hart aber fair“-Teilnehmer diskutieren

SPD-Politikerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler plädiert etwa für eine „Grundversorgung“ am Land, um akute Fälle behandeln zu können, gekoppelt mit Spezialkliniken, die Ballungsräume abdecken sollten. Auch der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Gerald Gaß steht den Argumenten von Busse skeptisch gegenüber - denn durch weniger spezialisierte Krankenhäuser, würde der Wettbewerb wegfallen. Dieser sei nötig, da Krankenhäuser „die fehlenden Investitionsmittel der Länder ausgleichen“ müssen.

Ebenfalls für den Erhalt des Status Quo spricht sich der ehemalige Chefarzt Dr. Rainer Hoffmann aus - denn gerade einfachere Eingriffe können ländliche Krankenhäuser durchführen, wenngleich dies mehr kosten würde.

Frank Plasberg in „Hart aber fair“ (ARD) - Frage mit ausreichend Diskussionsstoff 

Laut Frank Plasberg würden auch Bewohner am Land, die längere Anfahrtswege haben, spezialisierte Krankenhäuser gegenüber des lokalen Behandlungszentrums bevorzugen. Gerade, ob eine bessere Versorgung oder kürzere Anfahrtswege wichtiger zu bewerten sind, bleibt wohl weiterhin Diskussionsstoff. Der einzige Punkt, in denen sich alle Gäste einig waren: Die Überversorgung in so manchen Ballungszentren sollte zurückgeschraubt werden.

Doch schon jetzt müssen Menschen in Ballungszentren teilweise in andere Krankenhäuser ausweichen. Weil in Münchner Kliniken kein Platz mehr war, mussten Eltern mit ihrem schwerkranken Baby nach Augsburg, berichtet Merkur.de*. In der vorhergehenden Sendung diskutierte Frank Plasberg bei „Hart aber fair“ ebenfalls über ein soziales Thema. Sterben Menschen aufgrund von schlechter Bildung früher? 

„Hart aber Fair“: Zwischen Machtdemonstration, teurer PR-Show und Ausdruck von Diskriminierung: Was bringt die staatliche Offensive gegen hauptsächlich arabische Clans wirklich? 

In einer „Hart aber fair“-Sendung hat nun Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer einen Vorschlag gemacht, der zu heftigen Diskussionen führte.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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