Inhalt des Dokuments
PET/PET-CT Evidenz zum Bedarf und zur Planung in Deutschlad und Österreich: Update 2018.
Autor | Fuchs S, Grössmann N,
Eckhardt H, Busse R, Wild
C |
Verlag | Working Papers in Health
Policy and Management Vol. 12, 2019, Berlin: Universitätsverlag der
Technischen Universität
Berlin |
Abstract
Hintergrund
Kaum
eine andere medizinische Technologie wurde in den westlichen Ländern
derart oft evaluiert wie Positronen-Emissions-Tomographie
(PET/PET-CT): Dies ist ein Ausdruck von Unsicherheit zur Wertigkeit
der PET-Diagnostik in der Versorgung von PatientInnen. Der vorliegende
Health Technology Assessment (HTA)-Bericht stellt ein Update der
Evidenz zu onkologische Indikationen und eine Erweiterung um
neurologische Indikationen und Entzündungserkrankungen des Berichtes
des österreichischen Ludwig Boltzmann Instituts für Health
Technology Assessment (LBI-HTA) vom 2015 dar. Der Bericht soll damit
eine aktualisierte Entscheidungsunterstützung für eine
evidenzbasierte PET/PET-CT-Planung in Deutschland und Österreich
geben. Methode Es wurde eine systematische Literaturrecherche in
MEDLINE, EMBASE, PubMed und der Cochrane Library nach HTA Berichten,
evidenzbasierten Leitlinien (LL) und Systematische
Reviews/Meta-Analysen (SR/MA) durchgeführt, ergänzt um eine
Handsuche nach Empfehlungen von medizinischen Fachgesellschaften sowie
expliziten „Nicht“-Empfehlungen. Die Qualität der
eingeschlossenen Referenzen wurde mit geeigneten Tools bewertet.
Darüber hinaus wurde nach neuen PET-Planungsdokumenten gesucht und
eine kurze Übersicht zu PET-MRT erstellt. Ergebnis Insgesamt wurden
10 HTAs eingeschlossen sowie 234 positive und negative Empfehlungen
von Fachgesellschaften und Datenbanken extrahiert, ergänzt um die
Aussagen aus 23 SR/MA. Evidenz in onkologischen Indikationen: Aussagen
aus 5 HTAs, Empfehlungen und Nicht-Empfehlungen (n=188) von
Fachgesellschaften sowie ergänzende Informationen aus 12 SR/MA wurden
für das Update berücksichtigt.
• (Relative) Einigkeit
herrscht in 8 Indikationsbereichen, dass ausreichend Evidenz für
Teilindikationen zugunsten einer PET-Untersuchung vorliegt:
Bronchialkarzinom (Update: vor allem vor geplanten Eingriffen,
überwiegend Übereinstimmung, aber auch kontroversiell bei Restaging
und Responsekontrolle und bei Therapiemonitoring), Kolonkarzinom,
Maligne Lymphome (Update: bei Rezidividagnostik auch kontroversiell),
Malignes Melanom (aber kontroversiell bei Therapiemonitoring), MammaCa
(Therapieansprechen, auch Rezidivdiagnostik, im LBI-HTA Bericht nur
als Potential gesehen und rot) und bei Kopf-Halstumoren (im LBI-HTA
Bericht: CUP, SchilddrüsenCa; Update: vor allem für
Rezidivdiagnostik) sowie durch Update hinzugekommen: Myelome und
Neuroendokrine Tumore.
• (Relative) Einigkeit herrscht
in 8 Indikationsbereichen, dass (zu) wenig Evidenz zugunsten von
PET-Untersuchung (Einzelfallentscheidungen aber möglich) vorliegt:
Blasen-, Leber-, Magen-(Update: kein HTA/ LL/SR/MA), Ovarial-,
Prostata-, Uterus- und Zervixkarzinom (im LBI Bericht gelb) sowie
Paraneoplastisches neurologisches Syndrom.
• In
weiteren 8 Indikationen finden sich vor allem unschlüssige
(kontroverse) Evidenz und es werden Empfehlungen mit gewissen
Vorbehalten (auch in Teilindikationen) ausgesprochen: Analkanal-,
Gehirn- (insbesondere Gliome), Hoden-, Niere, Penis-, Ösophagus-
(außer Re-staging) und Pankreaskarzinome sowie Knochen- und
Weichteiltumore (+GIST). Evidenz in neurologischen Indikationen:
Aussagen aus 2 HTAs, Empfehlungen und Nicht-Empfehlungen (n=28) von
Fachgesellschaften sowie ergänzende Informationen aus 3 SR/ MA wurden
berücksichtigt. Im Bereich Neurologie konnte für zwei
Teil-Indikationsbereiche Evidenz identifiziert und dargestellt werden
(Alzheimer Demenz bzw. Demenz sowie Epilepsie).
Übereinstimmungen/(relative) Einigkeit, dass ausreichend Evidenz
zugunsten einer PET/PET-CT-Untersuchung vorliegt, besteht für keine
dieser beiden Teil-Indikationsbereiche.
• Von den
Fachgesellschaften werden spezifische Fälle von Alzheimer Demenz bzw.
bestimmte Voraussetzungen (PatientInnencharakteristika) genannt, die
für oder gegen die PET-Anwendung sprechen und dabei auch vom
jeweiligen Tracer abhängen (Amyloid vs. FDG). Diese Empfehlungen
beruhen auf einer schwachen Evidenzbasis.
•
Unschlüssige Evidenz (kontrovers zwischen HTA und LL) wird für die
Evaluation von PatientInnen bei Epilepsie (auch hier nur in bestimmten
Fällen, u. a. in bestimmten Zentren) ausgesprochen, wobei sich die
Leitlinien (relativ) einig sind. Evidenz in Entzündungserkrankungen:
Aussagen aus 3 HTAs, Empfehlungen und Nicht-Empfehlungen (n=18) von
Fachgesellschaften sowie ergänzende Informationen aus 8 SR/ MA wurden
berücksichtigt.
• (Relative) Einigkeit, dass
ausreichende Evidenz für Teilindikationen zugunsten einer
PET/PET-CT-Untersuchung vorliegt, konnte nur für Infektionen der
Wirbelsäule/Spondylodiscitis dargestellt werden. • In den folgenden
4 Teil-Indikationsbereichen ist unschlüssige bzw. kontroverse Evidenz
zu finden: (peri)prothetische Gelenkinfektionen, Osteomyelitis,
Sarkoidose und Fieber unklarer Genese (FUO). Erste Einblicke einer
möglichen Anwendung des Hybrides PET-MRT zeigen angesichts des
Mangels an Evidenz, dass derzeit keine spezifischen Empfehlungen
ausgesprochen werden können, bei denen PET-MRT in der klinischen
Routine PET-CT überlegen sein könnte. Bezüglich der Planung von
PET/PET-CT konnte das Update wenig neue Literatur bzw. auch
Entwicklungen identifizieren. Ein kanadischer Bericht der Canadian
Agency for Drugs and Technologies in Health (CADTH) stellt
kontinuierlich Daten zu sechs Bildgebungsverfahren (u. a. PET-CT)
bereit und kann damit als Grundlage für Forschung und politische
Entscheidungen genutzt werden. US-amerikanische Forschungsprojekte am
CER (Center for Comparative Effectiveness Research in Cancer Imaging),
welche den Nutzen von PET/PET-CT untersuchen, wollen Grundlage für
eine bessere Planung schaffen. Schlussfolgerung und Empfehlung Durch
das Update 2018 haben sich insgesamt vor allem Konkretisierungen bzw.
Detaillierungen im Vergleich zum LBI Bericht 2015 ergeben. Die
Gesamtempfehlungen (bzw. auch Detailempfehlungen) für Indikationen
aber auch die expliziten Nicht-Empfehlungen können als Anhaltspunkte
für eine Evaluierung einer bedarfsgerechten und vor allem
evidenzbasierten Leistungserbringung in deutschen und auch
österreichischen Krankenhäusern darstellen.
ramm/isbn/978-3-7983-3038-2/